HAGELFLUG-OPFER NEHMEN GEWESSLER IN DIE PFLICHT!

Die Affäre rund um den verhängnisvollen Hagelflug einer AUA-Maschine nimmt immer größere Dimensionen an. krone.at liegt nun ein Schreiben vor, in dem Betroffene just die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in die Pflicht nehmen – und das nicht ohne Grund ...

Es muss das blanke Grauen gewesen sein, was die Passagiere des AUA-Fluges OS434 von Palma de Mallorca nach Wien erlebten. Denn als die Maschine durch einen heftigen Hagelsturm flog, wurde der Airbus massiv beschädigt. Dass nicht mehr passiert ist, mag manchen wie ein Wunder erscheinen.

Horrorflug-Affäre zieht weitere Kreise

Mittlerweile kreist der reparierte Unglücksflieger wieder durch die Luft, die AUA wies die Kritik zurück, kündigte aber eine umfassende Untersuchung des Vorfalls an. Mittlerweile wurde auch eine Anzeige wegen fahrlässiger Gemeingefährdung eingebracht, die Behörden ermitteln.

Doch die Affäre weitet sich nun auch auf die heimische Politik aus. Denn in einem Schreiben, welches krone.at vorab übermittelt wurde, nehmen Betroffene, vertreten durch den Wiener Anwalt Wolfgang List, auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in die Pflicht.

Gewessler wacht über Luftfahrtbehörde

Die Ministerin – selbst ja nicht unbedingt eine Verfechterin von Flugreisen – wacht nämlich mit ihrem Ressort auch über die Agenden der Obersten Zivilluftfahrtbehörde (OZB). Und damit hat man im Klimaschutzministerium die Aufsicht über Luftfahrtunternehmen, Flugsicherungsdienstleister und die Qualitätssicherung in der zivilen Luftfahrt. 

Im Schreiben an das Klimaschutzressort spart man gerade deshalb nicht mit Kritik: „Die näheren Begleitumstände rund um die Aufarbeitung dieses hochgefährlichen Hagel-Zwischenfalls von AUA-Flug OS434 geben Anlass zu begründeten Bedenken, ob die Aufsicht über Luftfahrtunternehmen und Qualitätskontrolle […] in angemessener Form wahrgenommen wird.“

Beweismittel nicht sofort sichergestellt?

Zudem stehe im Raum, dass „für die Ursachenermittlung entscheidende Beweismittel nach dem Zwischenfall nicht unmittelbar sichergestellt wurden“, heißt es in dem Brief weiter. Die Betroffenen fordern daher eine „prompte, objektive, vollständige und transparente Untersuchung“. 

„Die zum Teil schwer traumatisierten Betroffenen haben das Recht auf Aufklärung, aus welchen Gründen sie in eine Gefahr für deren Leib und Leben gebracht wurden“, schreibt Anwalt List.

Konkret forumlieren die Betroffenen elf Fragen, deren Beantwortung man sich von Gewessler und den zuständigen Behörden erwartet: 

  1. So soll es frühzeitig eine Warnung des Wettermonitorings für den Hagelsturm auf der Flugroute gegeben haben. Die Betroffenen wollen daher wissen, ob man die drohenden Gefahren erkennen hätte können.
  2. Auch steht die Frage im Raum, ob ein Umfliegen des Wetterereignisses ohne weiteres möglich gewesen wäre.
  3. Nach wie vor offen ist zudem die Frage, ob der Pilot sich zur Zeit des Vorfalls im Cockpit befunden hat und wenn nein, wieso nicht. 
  4. Unklar ist außerdem, ab wann die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) als zuständige Behörde von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt wurde. 
  5. Denn die SUB soll ihre Untersuchung erst mit „wesentlicher Verzögerung“ aufgenommen haben, heißt es in dem Schreiben. Die Frage nach dem Zeitpunkt sowie dem Ablauf der Untersuchung sei daher zu klären.
  6. Besonders brisant in diesem Zusammenhang: Die Daten des Cockpit Voice Recorder und des Flight Data Recorder sollen nach dem Zwischenfall nicht gesichert sein.  
  7. Auch die Sicherstellung des Wetterradars nach dem Unglück wirft Fragen auf. Denn möglicherweise lag hier ein Anwendungsfehler vor, der verhindert haben könnte, dass die Piloten das Unwetter rechtzeitig wahrnehmen. 
  8. Die AUA selbst stufte das Unglück anfangs als „Störung“ ein, was eine Untersuchung durch die SUB nicht zwangsläufig notwendig macht. Man wolle nun wissen, ob der Hagel-Zwischenfall nun doch als „schwere Störung“ eingestuft und daher eine zwingende Untersuchung durchgeführt werde. 
  9. Ebenfalls brisant: Die Maschine überflog beim Landeanflug dicht besiedeltes Wiener Stadtgebiet: „Mit welchen Maßnahmen wurde sichergestellt, dass keine unbeteiligten Personen am Boden [...] gefährdet werden – etwa durch herabstürztende Flugzeugteile?“
  10. In diesem Zusammenhang wird auch die Einflugschneise auf Piste 11 des Flughafen Wien-Schwechat infrage gestellt: „Eine offensichtlich potenzielle Gefahrenquelle für die Anwohner.“
  11. Auch dass der Unglücksflieger mit „kleinen Dellen“, welche erst bei der Generalwartung im November gerichtet werden sollen, wieder in den Betrieb ging, wie die AUA selbst mitteilte, wollen die Betroffenen eindeutig geklärt haben. 

„Im Rahmen dieser Sicherheitsuntersuchung werden selbstverständlich alle notwendigen Ermittlungsschritte gesetzt. Dazu gehören unter anderem Vor-Ort-Besichtigungen, Datensicherungen und die Befragung beteiligter Personen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns während des laufenden Ermittlungsverfahrens nicht zu Details äußern können“, heißt es unterdessen aus dem Klimaschutzministerium.

Der entsprechende Vorfall werde jedenfalls umfassend und unabhängig untersucht – gerade mit dem Ziel, ähnliche Zwischenfälle in Zukunft bestmöglich zu vermeiden, ließ die Ministerin ausrichten.

Das Schreiben wird übrigens nicht nur Klimaschutzministerin Gewessler erreichen, auch die Klubobleute der Parlamentsparteien erhalten es. Damit ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Affäre rund um den Hagel-Horrorflug auch bald den Nationalrat beschäftigen wird.

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