DER KIRCHLINTELNER RUNDWEG VEREINT NATUR UND ORTSGESCHICHTE

Der Kirchlintelner Rundweg vereint Natur und Ortsgeschichte

Wanderwege im Landkreis Verden (1): Eine angenehme Abwechslung zwischen Natur und Ortsgeschichte verspricht der Kirchlintelner Rundweg. Er verbindet einen Ausblick über die Heide mit Geschichten der Kriegszeit.

Kirchlinteln – Das Wandern ist weiterhin beliebt. Der Tagesschau zufolge waren es 2020 600 000 Menschen, die angeben mehrmals wöchentlich zu wandern. Ein Jahr später waren es schon 1,5 Millionen. Um des deutschen liebstes Hobby nachzugehen müssen Wanderlustige nicht bis in den Harz oder in die Alpen fahren. Auch in der Gemeinde Kirchlinteln gibt es eine Menge schöner Wege, die für verschiedene Trainingsfortschritte geeignet sind.

Besonders wenn man neu dabei ist, ist es ratsam langsam anzufangen. Sich nicht bei der Länge der Strecke nicht zu überschätzen und genügend Zeit für Pausen einzuplanen. Der „Kirchlintelner Rundweg“ ist dafür wie gemacht. Mit einem schönen Mix aus Natur und Wohngebiet ist der Weg super geeignet, für diejenigen, die sich noch nicht, oder nicht mehr trauen, zu tief in den Wald zu gehen. Mit knapp mehr als sieben Kilometern ist auch die Distanz überschaubar. Ist man neu dabei, weiß man, was man getan hat, aber auch für sie sollte der Weg mit ein paar Pausen gut zu schaffen sein.

Ruheforst

Los geht es an der St. Petri - Kirche. Dort führt der Weg bergauf über den Bahnübergang in Ruheforst. Das ist ein Waldfriedhof, indem es mehrere Urnenplätze gibt und über Hunderte Namensschilder an den Bäumen angebracht sind. Und auch ein Platz für Andachten mit einem Altar gibt es dort.

Folgt man den Weg und geht schließlich nach rechts, befindet man sich auf einem Weg, der erneut am Bahndamm entlangführt. Hier geht man entlang eines Ackers und ist nicht immer vom Sonnenlicht geschützt. Durch die freie Wiese blühen jedoch verschiedene Wildkräuter wie die Schafgarbe und Vogelmiere.

Siedlung „Gottes Gnaden“

Anschließend gelangt man an eine kleine Kreuzung, wo die rechte Seite in Richtung L171 führt. Anschließend führt der Weg eine ganze Zeit lang zwischen Wald und Wohngebiet entlang. Zunächst der Kiefernweg, der nach etwas Strecke in den „Alten Kohlenförder Weg“ verläuft.

Dort stößt man auf die Siedlung „Gottes Gnaden“. Damit sind sechs nebeneinanderliegende Doppelhäuser gemeint. Optisch sind sie einander angeglichen. Der alte Baustil ist noch zu erkennen, auch wenn das Material mit der Zeit erkennbar ausgebessert wurde. Die Siedlung wurde auf Initiative der Kirchengemeinde für Heimatvertriebene gebaut. Durch die Zahl der Vertriebenen hat sich die Einwohnerzahl in der Gemeinde verdoppelt und es brauchte dringend an Wohnraum. Die Kirchengemeinde fasste daher den Entschluss, den Vertriebenen aus eigenen Kräften beim Bau einer Siedlung zu helfen.

Gedenkplatz Familie Reh

Ist man an dieser Bausiedlung vorbei, geht es weiter zum Rathaus, wo vorher links abgebogen werden muss. Am Ende der Straße, dann rechts in Richtung Dorf entlang des Weges „Am Bückmann“ bis „Zum Heidberg“. Dort geht es links die Straße bergauf, entlang eines neuen Wohngebietes. Schließlich gelangt man zum Gedenkplatz der Familie Reh. Sie waren es, die 1945 über den Heidberg den englischen Soldaten mit weißen Fahnen entgegengelaufen sind und so eine weitere Zerstörung des Ortes verhindert hatten. Dort bietet sich eine ausgezeichnete Sitzgelegenheit auf den Sitzbänken, die hinter einem kleinen Blumenbeet platziert sind, und einen wunderbaren Blick über die Heide versprechen.

Waldspielplatz und Hindenburgstein

Nach der kleinen Erholungspause kann es dann rechts weitergehen in Richtung Hexenschlucht. Beobachtet man die Gräser aufmerksam, können dazwischen einige Weinbergschnecken entdeckt werden. Am Ende des Weges begegnet man eine Straße mit Kopfsteinpflaster, an der rechts abgebogen werden muss. Dann geht es über die neue Weitzmühler Straße in die Ritterallee, die in Richtung Waldspielplatz führt. Dort gibt es eine Seilbahn, einen Wasserspielbereich, mehrere Drehteller und Schaukeln, neben verschiedenen Sitzmöglichkeiten.

Am Ende des Spielplatzes führt ein Weg in Richtung Lindhoop Denkmal, den es zu folgen gilt. Nach einiger Zeit entlang des schattigen Weges umgeben von Buchen, Kiefern und Wurmfarn kommt man an eine Kreuzung. Der nächste Meilenstein ist der Hindenburgstein und der Gedächtnisstein für das Eiserne Kreuz, zu den man gelangt, wenn man dort rechts abbiegt.

Sie wurden laut Historiker Klaus Merkle von stationierten Einheiten in Verden als Gedenken an die Tradition der Heldenauszeichnung im ehemaligen Preußen durch das Eiserne Kreuz errichtet, die sich 1913 zum hundertsten Mal jährte. Der Hindenburgstein ist als eine zu dem Zeitpunkt übliche Ehrung von hoch dekorierten Militärangehörigen errichtet worden.

Von diesem Standort geht es wieder zur L171. Dort drüber findet man den Weg nach Deelsen, der direkt zur Kirche führt und die Wandertour vollendet. Sieben Kilometer zeigt der Schrittzähler an, sowie 71 Höhenmeter. Als unerfahrener Wanderer sollte man zumindest zweieinhalb Stunden Zeit für die Strecke einplanen.

Resümee

Insgesamt handelt es sich bei dem Kirchlintelner Rundweg um eine angenehme Wegstrecke. Die Wege sind gut ausgebaut und zumeist nicht allzu sehr befahren. Genügend Gelegenheiten, Pausen einzulegen gibt es ebenfalls. Hinzu kommt der immer wieder traumhafte Blick in die Heide. Doch auch der kulturelle Charme der Gemeinde kommt zum Vorschein, wenn etwa alte Fachwerkhäuser entlang der alten Weitzmühler Straße zu sehen sind, hin und wieder ein altes Bauernhaus als Wohnhaus umformatiert, mit einem alten Schuppen auf dem Hof und einer Verbindung zu dem, was mal der Stall gewesen sein muss, wie es „Am Bückmann“ zu sehen ist.

Auch die Siedlung Gottes Gnaden, die die alte Bauweise und Charakteristiken wie Brunnen auf dem Hof, beibehalten haben geben Einblicke in diese Werte. Für Naturfreunde sind auch immer mal wieder Waldstücke enthalten, sodass jeder auf seine Kosten kommt. Für Fortgeschrittene oder echte Naturliebhaber empfiehlt es sich vielleicht, eine anspruchsvollere Strecke tiefer in den Wäldern oder der Heide zu wählen, um die häufigen Begegnungen mit Wohnsiedlungen zu vermeiden. Um mit dem Wandern anzufangen, oder um die Ortschaft und ihre Geschichte bessern kennenzulernen ist der Kirchlintelner Rundweg optimal.

Die Wegbeschreibung stammt aus dem „Wanderbuch Landkreis Verden 1993“. Ein Auszug, der den ganzen Weg ausführlich beschreibt, ist auf der Seite der Gemeinde Kirchlinteln zu finden unter der Tourismus-Maske und den Wander- und Radwegen. Ein wichtiger Hinweis des zuständigen Försters hierbei; das Betreten der Wälder erfolgt auf eigene Gefahr und es wird gebeten, keinen Müll im Wald zu entsorgen sowie Anweisungen zur Anleinpflicht zu befolgen.

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